Fall 14: Das Foulard

 Zürich 2016: In der Limmatstadt herrscht immer noch Flaute, keine Kapitalverbrechen weit und breit. Heribert Pilch ist besorgt, bleibt aber weiterhin unerschrocken und beauftragt seine drei Mitarbeiter der Kripo Zürich, sich alte und ungelöste Bagatellfälle vorzunehmen ... 

 

 

 Pilch: „Kottan, ich habe den wichtigsten Fall für sie herausgesucht. Kommen sie sofort in mein Büro.“

 

Kottan: „Wie der Herr wünschen.“

 

Mayor Kottan stemmt seine Füsse vom Pult und macht sich voller Erwartung in den oberen Stock des Kripogebäudes an der Sihl. Vor der Tür seines Präsidenten hebt er reflexartig die Hand, um zu klopfen, ebenso reflexartig lässt er es bleiben, denn er weiss, dass drinnen Pilch seinen Kopfhörer aufgesetzt hat, um sich seine gesammelten Pressekonferenzen anzuhören. Das macht er jeden Tag um diese Zeit.

 

Pilch: „Können sie nicht Klopfen, bevor sie eintreten. Also zum Fall. Eine schreckliche Sache, sie erinnern sich vielleicht. Es war vor zwei Jahren. Ich sollte Hauptgast in der Sendung von Kurt Aeschbacher sein. Aeschbi und ich sind gute Freuende, aber das wissen sie ja. Die Sendung konnte nicht stattfinden, weil Kurt am Abend vorher am Dörflifest in der Altstadt von einem Unbekannten attackiert wurde, mit seinem eigenen Foulard hinterrücks beinahe erdrosselt. Der Täter konnte unerkannt entkommen. Eines der schwärzesten Tage des Schweizer Fernsehen. Bringen sie mir den Täter, tot oder lebendig.“

 

Kottan: „Ihr Wunsch ist mir Befehl.“

 

Pilch setzt sich seinen Kopfhörer auf, wohl als Zeichen für Kottan gedacht, sich an die Arbeit zu machen. Resigniert tritt er ins Büro seiner Kollege.

 

Schremser: „Du warst beim Chef? Alles klar. Wohin gehen wir, in den 'Weissen Wind' oder ins 'Kanzlei'?“

 

Kottan: „Gehen wir ins Dorf. Das hat mit unserem Fall zu tun, und dort kann ich besser nachdenken.“

 

Schrammel: „Alles klar.“

 

Nach dem dritten Bier beginnen die Köpfe zu arbeiten und Paul Schremser bringt die erste Idee.

 

Schremser: „Gehen wir doch einfach in die Höhle des Löwen, zu Aeschbi.“

 

Zwei Bier später machen sich die drei auf den Weg, so ein Besuch will angetrunken sein.

Aeschbi zeigt sich erleichtert, dass sich die Polizei endlich noch einmal seinem Fall annehmen will.

 

Aeschbi: „Schrecklich, seit dieser Zeit getraue ich mich fast nicht mehr auf die Strasse.“

 

Kottan: „Haben sie Hinweise für uns.“

 

Aeschbi: „Hier ist das 'Corpus delicti', das Foulard. Ich habe es so geliebt, aber seit dieser Attacke kann ich es nicht mehr tragen, schrecklich.“

 

Schrammel: „Fabric Frontline, sehr schön. Ich hab auch so eines. Fühlt sich wunderbar an auf der Haut.“

 

Schremser: „Wieso ist das so matt, so verwaschen?“

 

Aeschbi: „Ach, da ist mir ein Patzer unterlaufen. Ich habe es 90 Grad gewaschen, dabei ist doch klar, für solch schöne Seide ist maximal 40 Grad erlaubt. Das werd ich mir nie verzeihen. Und der Andy wohl auch nicht.“

 

Kottan: „Andy Stutz weiss von dieser Barbarei?“

 

Aeschbi: „Leider.“

 

Zwei Stunden später führen die drei erfolgreichen Ermittler den geständigen Übeltäter Andy Stutz aus seinem Domizil und überstellen ihn der Staatsanwaltschaft für die Aufnahme des Protokolls.

Auf die von Heribert Pilch kurzfristig angesetzte Pressekonferenz verzichten sie grosszügig und verbringen den Abend im 'El Lokal' gegenüber dem Kripohaus.

Erst spät und mit einigen Prozenten stellt sich dort ihr Mitgefühl für den schweren Gang ihres Chefs vor die Mikrofone ein, war doch auch er ein begeisterter Kunde des Seidenkönigs.

 

Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, tonisaller@hotmail.com

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